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SZ: Sie blicken nun schon auf 40 Jahre Betriebsangehörigkeit zurück und |
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haben den Betrieb entscheidend mitgeprägt zu einem erfolgreichen |
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Handwerksunternehmen. Können Sie die Firmenentwicklung in wenigen
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Sätzen beschreiben? |
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Holger Lang: Jede Epoche hatte ihren eigenen Schwerpunkt. Anfang der 1970er |
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Jahre ging es darum, schnell viele Fenster und Türen zu produzieren und diese zu |
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montieren. Damals war der Bedarf riesengroß. Die 80er Jahre waren geprägt, neuste |
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Produktionsmethoden zu entwickeln, und die Qualität mit Handwerksfertigkeiten zu |
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verbinden, immer in Abwägung mit Kapitaleinsatz zum Ertrag. Zu dieser Zeit wurde |
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der „neue” Lang eröffnet. Mit modernsten Maschinen und Produktionsabläufen.
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Damals waren wir weit und breit der produktivste Fensterbaubetrieb im Kreis. |
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Marktnischen zum Beispiel Glasmöbel oder der Glasbau waren meine Spezialität. Im |
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Bereich Verglasen von Glasturmspitzen waren wir nahezu alleiniger Anbieter in Baden-
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Württemberg. Ende der 80er stellten sich immer kurzfristiger und öfter Konjunktur- |
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dellen ein. Auch die nicht endende Perfektion in Produktionsabläufen wurde immer |
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teurer. Beste Qualität konnte nur noch mit Kapital befriedigt werden. Die Vielfalt |
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von Produkten in Farbe und Formen wurde immer komplexer. Das konnten große |
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Fensterbetriebe besser leisten als wir. Die Entwicklung Anfang der 1990er Jahre |
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hat uns bewogen, den regionalen Handwerksbetrieb zurück zu seiner eigentlichen |
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Aufgabe zu führen, nämlich zum Dienstleister was er im Grunde auch schon immer |
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war. Diesen Weg haben wir erfolgreich beschritten. |
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SZ: Sie sind oft wegen Ihrer ungewöhnlichen Einfälle und Visionen |
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belächelt worden. |
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Holger Lang: Das mag schon sein. Es ist auch nicht einfach, als Querdenker |
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gesehen zu werden. Das habe ich von meinem Vater gelernt. Er musste weniger das |
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Krisenmanagement organisieren, sondern er hat immer im Voraus gedacht. Ich habe |
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vieles probiert, bin oft auf die Nase gefallen, und einiges hat geklappt. Aussitzen und |
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Abwägen ist nicht meine Sache. |
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SZ: Ein Beispiel für Ihre Visionen? |
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Holger Lang: Anfang der 1990er Jahre eine noch rentable Produktion aufzugeben |
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und sämtliche Maschinen zu verkaufen und stattdessen auf gefertigte Fenster und |
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bekannte Marken zu setzen, war schon eine große Entscheidung. Die Mitarbeiter zu |
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spezialisierten perfekten Monteuren auszubilden, war für viele Mitbewerber |
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unvorstellbar, da Montage vor Ort damals eine nebensächliche Sache war. Diese |
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wurde dann auch meist auf Subunternehmen ausgelagert. Diesen Weg wollte ich |
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nicht gehen, obwohl dies von der Kostenrechnung weit günstiger war. Das Finale, |
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das neue Fenster beim Kunden zu übergeben, wollte ich nie in fremde Hände geben. |
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SZ: Apropos Mitarbeiter. Deren Qualifikation und Motivation liegt Ihnen |
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besonders am Herzen... |
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Holger Lang: Ein Firmenname oder -image ist ohne gute Mitarbeiter nichts wert. Nur |
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sie sind für den guten Ruf verantwortlich. Wenn es einmal nicht klappt, dann wird |
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eben der Firmenname als Synonym verwendet. Also muss ich als Glasermeister für |
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meinen Betrieb auf die Qualifikation und letztlich für die Außenwirkung besonderes |
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Augenmerk legen. Denn jeder einzelne Mitarbeiter ist langfristig mit seiner Leistung |
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für seinen eigenen Arbeitsplatz verantwortlich. |
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SZ: Allerorten hört man Klagen, wie schwer es ist, gescheites Personal |
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zu finden. |
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Holger Lang: Gute Leute gibt es auch heute. Wichtig ist, ihnen die Begeisterung
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für unsere Produkte zu vermitteln, damit sie verstehen, worauf es den Kunden |
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ankommt. |
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SZ: Wie vermitteln Sie Ihren Mitarbeitern diese Begeisterung, wie motivieren |
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Sie sie? |
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Holger Lang: Mitarbeiter zu motivieren ist an sich nur kurz gedacht, das hält nicht |
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lange an. Wichtig ist, den Sinn der Arbeit zu vermitteln. Die Bestätigung durch Arbeit |
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und durch den Kunden zu bekommen. Das heißt Augenhöhe. Wir sind keine Fenster- |
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Fuzzys, sondern wir alle sind kompetente Partner rund ums Fenster. Unser Ziel ist |
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nicht nur die Zufriedenheit der Kunden, sondern die Begeisterung. Begeisterte Kunden |
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empfehlen uns weiter. Das funktioniert inzwischen sehr gut. |
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Die Mitarbeiter dürfen an hochwertigen Schulungen teilnehmen, bei denen sie viel |
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über die Produkte und Funktionsweisen lernen. Wichtig ist mir auch, dass sie |
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Eigenverantwortung übernehmen und das Know-how auf mehrere Köpfe verteilt wird. |
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Dieses Denken hatte ich nicht immer. Als ich wegen eines Unfalls zwei Monate außer |
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Gefecht war, habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, dass das Geschäft auch ohne den |
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Chef laufen kann. Daraufhin habe ich meine Betriebsstruktur geändert. |
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SZ: Ihr Unternehmen ist soeben 100 Jahre alt geworden. Was wünschen Sie |
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sich zum Geburtstag? |
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Holger Lang: Viele begeisterte Kunden, die uns mit Überzeugung weiterempfehlen. |
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